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Giuliano Di Capua «Oedipus Rex generiert Innovation»
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«Das, was ich in Russland am meisten vermisse, ist das Herumrotzen auf Züritüütsch», bemerkte Giuliano Di Capua am Rande seines dreitägigen Gastspiels in Em­brach. Vom 3. bis 5. März spielt der seit 21 Jahren in Russland tätige Regisseur und Schauspieler «Oedipus Rex» nach der Version des griechischen Tragödiendichters Sophokles. Und dies auf Züritüütsch. Die Aufführung war gleichzeitig ein Geschenk zum 72. Geburtstag seines Vaters Nicola Di Capua.

Fremder Fötzel, aber König 

In keiner anderen Sprache könne man mit solchem Feuer spielen wie in der Muttersprache, meint Di Capua. «Ich habe eine Sprache und ich habe das Publikum für diese Sprache.» Deshalb habe er sich auch dafür entschieden, das Stück in Dialekt aufzuführen. Die Faszination zur Geschichte um den von Vorsehungen verfluchten König Oedipus habe er schon vor 14 Jahren durch einen Film des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini entdeckt. Der Film konfrontierte ihn erstmals mit der Tragödie um Vatermord und Mutterinzest. In der Tragödie verspottet Oedipus das Volk, welches sich vom fremden «Fötzel» sagen lassen muss, dass die Verantwortung für das Elend der Stadt nicht einfach an Gott abgeschoben werden könne. In dieser Tatsache sieht der Schauspieler eine der Kernbotschaften des Stücks. 

«Oedipus lehrt uns Verantwortung. Er beschliesst sich, zu ­leben, trotz der schlimmen Vorsehung, den Vater zu töten und die eigene Mutter zu ehelichen.» Diese Entscheidung, sich vom Leben und von Konventionen nicht beeinflussen zu lassen und sein Leben aktiv zu gestalten, bewundert Di Capua. Man bedaure besser das, was man gemacht habe, als all die Dinge, die man sich nie getraut habe. Für ihn sei es wichtig, dass man die Verantwortung auf niemanden abschiebe. Egal, wie endgültig das Schicksal scheine, man müsse sich immer mutig dagegenstellen. 

 

Furcht und Schrecken 

In seiner Inszenierung wählte der Künstler bewusst die akustische Darstellung des Chors durch eine Rückkopplung des Mikrofons. Dieses Element sei wichtig, weil es den Zuschauer auf dessen Verständnisebene abhole. «Dank des Chors bekommt der Zuschauer Zeit, um nachzudenken», verdeutlicht der Künstler. 

Auch das Wechselspiel von wildem Gebaren und der komödiantischen Darstellung einzelner Szenen und Figuren sei unumgänglich, meint Di Capua. Mit Wildheit und Furcht werde im Zuschauer eine Türe aufgeschlagen. Die Menschen erschreckten ab dem Dargestellten und würden plötzlich damit beginnen, über das Gesehene nachzudenken. Dies alleine genüge jedoch nicht. Mit dem Charme des Humors könne man in diese offene Türe eintreten und dem Zuschauer eine Botschaft mitgeben. Und dies sei das höchste Ziel: durch Kunst Innovation und Denk­anstösse zu generieren. 

Das beschenkte Geburtstagskind, Nicola Di Capua, war stolz auf die Inszenierung seines Sohnes. «Kunst und Leidenschaft waren in unserer Familie immer wichtig», erzählt er. Deshalb freue er sich, dass sein Sohn diese Tradition fortführe.  (Zürcher Unterländer)

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